Fast 150 Kulturzentren in ländlichen Räumen haben durch das Programm LAND INTAKT profitiert und konnten notwendige Investitionen in ihren Häusern tätigen. Die Mittel in Höhe von 2,76 Mio. Euro für Bauunterhalt und Instandsetzung, den Veranstaltungsbereich sowie für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit wurden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) bereitgestellt und haben bundesweit viel bewirkt. In weniger als 2 Jahren wurden Entwicklungen befördert, die nachhaltig und zukunftsweisend sind.
Wie beurteilen Projektakteur*innen das Programm LAND INTAKT? Was gibt es weiter zu tun?

Der aktuelle Artikel in der SOZIOkultur ist hier nachzulesen: SOZIOkultur 4-21_Land intakt

Alexander Ombeck hat mit seiner Initiative „kulturino“ einen Ort für junge Menschen mitten im Thüringer Wald geschaffen. Einen Platz, der Abwanderung und Überalterung auf dem Land etwas entgegensetzt und der junge Menschen stärken soll. Im Austausch miteinander geht es um die Frage, wie sich Demokratie, Kultur und Gesellschaft gestalten lassen und warum es so wichtig ist, im Kleinen anzufangen.
kulturinos Rezept lautet einfach: „Bruttolokalglück“.

Was bedeutet es, wenn bei einer Bundestagswahl fast 30% für die AfD stimmen und damit 9% vor der zweitplatzierten CDU liegen, die (Oh Fremdscham!) im Nachbarwahlkreis ausgerechnet aus Hans Georg Maaßen Kapital zu schlagen suchte? Das bedeutet, dass ein Drittel und mehr der Menschen im Wahlkreis (vermutlich im ganzen Bundesland) frustriert sind, so frustriert, dass demokratischer Anstand auf der Strecke bleibt.

Was bedeutet es für Jugendliche, die in einem solchen Umfeld aufwachsen? Jugendliche, die ja eigentlich die Zukunft einer Gesellschaft repräsentieren? Jugendliche, die unbeschwert sein und ihre Visionen von Zukunft gegen meine Generation durchsetzen oder mich mitreißen sollten? Ganz normale, anständige Jugendliche, die weder hetzen noch verschwörerisch denken, denen Hassrede fremd ist, die den Herausforderungen von morgen positiv begegnen möchten? Solchen Jugendlichen fehlt zusehends eine kulturelle Heimat! Die Bevölkerung wird immer älter und immer unanständiger.

Was fällt denn der Politik vor Ort ein? Sie organisiert Berufsmessen, die ganz hip „academix“ und „comeback“ heißen. Dabei können Betriebe vor Ort schon jetzt kaum noch geeignete Jugendliche für ganz normale Berufsausbildungen finden.  Da hilft es auch nicht, wenn man Botschaften in über You Tube verbreitete „Raps“ verpackt. Immerhin, es amüsiert viele Jugendliche und Humor ist ja etwas Positives. Es gibt Aussteigerprogramme für Neonazis und einen „Zukunftsladen“, der den Charme der Achtziger versprüht…

Hat man denn das Problem erkannt, auf das das Land mit eiligen Schritten zusteuert? Ich glaube nicht! Wenn alles bleibt, wie es ist, dann möchte schon in naher Zukunft niemand, dem sich andere Möglichkeiten bieten, mehr hier sein. Stell Dir vor, es gäbe ein Land, in dem Angst, Zweifel, Misstrauen, Hass, Neid und Pessimismus die treibenden Kräfte sind und niemand mehr, der es besser machen würde.

Mir macht das Angst! Ich möchte, dass die Menschen glücklich sind, einander zuhören und vertrauen, gemeinsam etwas auf die Beine stellen, andere mitmachen lassen und sich voller Zuversicht auf ein gemeinsames Morgen freuen. Deshalb kümmere ich mich ehrenamtlich, fast in Vollzeit, um kulturino, einen kleinen Ort, an dem es besser laufen soll.

Es ist so wichtig, dass nicht ständig Glück und Wohlstand miteinander vermengt oder gar in Abhängigkeit voneinander gesehen werden. Glücklich zu sein bedarf es so viel mehr! Menschen dürfen sich nicht abgehängt fühlen „von denen da oben“. Menschen brauchen Anerkennung für das, was sie tun. Ich gehe so weit, zu sagen, dass Menschen glücklich sein sollen, dass sie sein dürfen, wo sie sind, in einem Land, in dem Natur- und Kulturschätze zuhauf, Landschaft, unberührte Natur, Erfindergeist, technisches Know-how, Bildungsmöglichkeiten, soziale Standards und so vieles mehr reichlich vorhanden sind. Thüringen ist toll. Das Land ist klein. Man findet zueinander, wenn man will, findet Mitstreiter. Und ich rufe allen Andersdenkenden zu: Fremde nehmen uns nichts weg. Es wäre schön, wenn mehr Menschen den Weg zu uns nach Thüringen finden würden. Ich möchte nicht, dass irgendjemand Angst haben muss, herzukommen.

Deshalb hat kulturino das „Bruttolokalglück“ erfunden. Unsere Aktivitäten sollen sich daran messen, ob sie Glück, i.S. von Zufriedenheit des Einzelnen zu steigern imstande sind. Wir machen das im Kleinen vor. Wir bieten den Anständigen ein Zuhause, wir versuchen nicht mehr gegen das Böse anzukämpfen, sondern wir versuchen, das Gute zu stärken, denjenigen, die noch Lust haben, etwas zu bewegen, zur Seite zu stehen. Das klingt klein und niedrigschwellig. Ist es auch! Kultur ist ein wunderbarer Weg mit Menschen ins Gespräch zu kommen, zu hören wo der Schuh drückt, zu zeigen, dass er bei anderen auch drückt und dann gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Das stärkt! Wir hatten den Ministerpräsidenten am Kaffeetisch und konnten ganz forsch fordern, dass Thüringen doch voranschreiten und Jugendlichen eine Glücksgarantie einräumen solle. Wir konnten im Expertenhearing des Bundeslandwirtschaftsministeriums zu Forschungsbedarfen in ländlichen Räumen klar machen, dass kulturelle Initiativen aus dem Inneren des ländlichen Raums kommen sollen, anstatt von Menschen, die vielleicht noch nie ein Dorf erlebt haben. Sogar ins Anhörungsverfahren für eine geplante Verfassungsänderung des Freistaats haben wir es geschafft. Es macht Jugendliche glücklich, als „die Anständigen“ wahrgenommen zu werden, statt ohnmächtig zuzuschauen.

Dabei ist die Idee zum „Bruttolokalglück“ gar keine ganz neue. Der Begriff Bruttonationalglück ist das, was wir auf lokaler Ebene umzusetzen versuchen. Der Begriff tauchte 1979 auf, als der König von Bhutan in einem Interview äußerte, dass er das Bruttonationalglück dem Bruttoinlandsprodukt hinsichtlich seiner Wichtigkeit für den Menschen vorziehe.

Seitdem ist der Begriff in der Welt. Seit Mai 2019 arbeiten drei Regierungschefinnen, Jacinda Ardern (Neuseeland), Katrín Jakobsdóttir (Island) und Nicola Sturgeon (Schottland) in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe an einer Wohlfahrtsagenda für eine gerechte Gesellschaft. (Greenpeace Magazin 6.21)

Krisen, wie die Covid Pandemie, sind immer auch Zeiten der Neuorientierung. Wir konnten „unseren Laden“ dank der LAND INTAKT Förderung äußerlich für die Umsetzung von „Bruttolokalglück“ fit machen und inhaltlich noch stärker dem „Bruttolokalglück“ unterordnen. Daten, die wir während der überwiegenden Schließung im Pandemiejahr Daten aus der gelungenen Saison 2021 gegenüberstellen können, verraten: kulturino ist nicht nur ein Naturidyll inmitten von 5.000 Quadratmeter Streuobst, sondern ein Ort der Glücklichen und Anständigen. „Bruttolokalglück“ heißt unsere Währung für ein gerechteres Gemeinwesen und hoffen auf ihre Strahlkraft.

Hier geht es zur Webseite von kulturino.

 

Ein Beitrag von Margret Staal.

Über Pionierarbeit in Altenkirchen – Engagement für ein lebendiges Umfeld

Seit nunmehr 35 Jahren ist das Haus Felsenkeller ein Ort für innovative Bildungs- und Kulturangebote und ein Treffpunkt für unterschiedliche Gruppen und Initiativen, vom Lesben- und Schwulenstammtisch über Jagdpächter und NABU bis zu Freiwilligendiensten oder Trommelgruppen mit Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland.

Das Haus selbst ist ein ehemaliges Hotel am Rande der Kleinstadt Altenkirchen im Westerwald, umgeben von einem großen naturbelassenen Grundstück – ein ungestörtes Gelände am Waldrand für die unterschiedlichsten Aktivitäten. Was hier Mitte der 1980er und Anfang der 1990er Jahre begonnen wurde, war in dieser ländlichen Region innovativ und Pionierarbeit für unterschiedlichste Themen, Inhalte und Formate. So gab es bei uns Jazztanz- und Bauchtanzkurse, wir zogen mit den ersten Computern in die Dorfgemeinschaftshäuser und boten für Frauen Kurse am Vormittag an, weil zu dieser Zeit neben den Kindern Zeit dafür ist, oder trafen uns dort zu Frühstücksrunden mit Diskussionen und Vorträgen. Auch mit unseren Kulturangeboten zogen wir in die Dorfgemeinschaftshäuser, um die Schwelle für den Besuch dieser neuartigen Angebote wie Kabarett, Kleinkunst oder Musik aus anderen Ländern möglichst niedrig zu halten. Im Haus gab es den Restaurantbetrieb mit einem legendären Sonntagsfrühstück – etwas, was hier völlig unbekannt war und schon damals den Anspruch einer Vollwertküche hatte.

Soziokulturelle Angebote und berufliche Qualifizierung in naturnaher Umgebung

Im Haus gibt es inzwischen statt der Jazz- oder Bauchtanzgruppen Yoga- oder Qi-Gong-Angebote, aber auch unterschiedliche berufliche Weiterbildungen. Seit der Corona-Zeit wird, soweit möglich, das Gelände für Kurse genutzt. Der Übernachtungsbereich wird – inklusive der Selbstversorgerküche – von Teilnehmer*innen der überregionalen Bildungsangebote und häufig von bis zu 30 Freiwilligen aus Nordrhein-Westfalen belegt, die hier ihre Seminarwoche abhalten und Haus und Gelände beleben. Vornehmlich in den Sommerferien toben 50 Grundschulkinder zwei Wochen lang über das Grundstück, bauen im Wald Hütten, machen Schnitzeljagd, spielen auf der Wiese Fußball oder erstellen künstlerische Werke. Senioren halten im Kneipp-Verein ihre Tanzstunde im Bewegungsraum ab, Hochzeitsgruppen nutzen Vollwertrestaurant und Gelände. Es ist immer was los im und ums Haus.

„Wir lassen uns nicht unterkriegen!“ – Herausforderungen und Chancen

Umso schrecklicher war der Lockdown, vor allem im Übernachtungsbereich, der fast eineinhalb Jahre geschlossen war. Es war plötzlich still im und ums Haus herum – sehr still. In der ersten Zeit durfte ja nicht einmal etwas auf dem Gelände stattfinden. Wir nutzten die Zeit dennoch intensiv, um zum Beispiel für den Übernachtungsbereich die notwendigen Brandschutzauflagen baulich umzusetzen: Wir ließen Türen in die Außenwände einsetzen, Treppenaufgänge wurden mit brandsicherem Material abgedichtet, neue Zwischentüren für den Rauchschutz eingebaut und vieles mehr – es gab genug zu tun. Dazu kam der Anbau der über LAND INTAKT finanzierten zwei Außenfluchttreppen. Eine fast fünfjährige Odyssee durch den Dschungel an Brandschutzvorschriften hat dadurch ein Ende gefunden. Die Umsetzung dieser Maßnahme ermöglicht uns nun eine sichere Weiterführung des Betriebes.

Im Herbst 2020 waren wir fertig und hätten wieder starten können, aber mit dem erneuten Lockdown kam es anders. So folgten weitere Anträge auf Unterstützung, die es uns ermöglichten, eine neue Internetseite mit einer umfassenden Anmeldesoftware zu erstellen, Know-how vor Ort zu schulen, uns neue Bildungsangebote im Online-Bereich zu überlegen und dafür entsprechende Referenten zu finden. Zusätzlich konnten wir unser Außengelände so sanieren, dass es für Aktivitäten im Freien besser nutzbar sein wird.
Wir waren und sind mehr als gut beschäftigt und haben keine Zeit, den Kopf hängen zu lassen, obwohl uns oft danach zumute war.

Der Kulturbereich des Felsenkellers ist seit 2008 in einem eigenständigen Verein mit Sitz in der Stadt aktiv. Er bietet im Haus Felsenkeller nur noch selten Veranstaltungen an, weil die Räume zu klein sind und das Restaurant verpachtet ist, aber er war durch die Pandemie natürlich ebenso betroffen. Das alle zwei Jahre stattfindende kulturelle Highlight für die Region ist das „Spiegelzelt“, das Ende August bis Mitte September 2020 wieder in der Stadt aufgebaut werden sollte. Bereits mindestens 50 Prozent der Karten waren verkauft und doch musste es schweren Herzens auf 2021 verschoben werden – zum Glück wussten wir damals noch nicht, dass es auch in diesem Jahr nicht würde stattfinden können. Nun kam zu der Sorge um den Bestand der nur über Projektmittel geförderten Vereine noch die Not: Wie nehmen wir Kontakt zu unserem Publikum, zu unseren Teilnehmer*innen auf?

Hatte der Bildungsbereich die Möglichkeit, schon bald die ersten Online-Angebote für den einen oder anderen Kurs durchzuführen, war dies im Kulturbereich nicht so einfach. Live-Veranstaltungen durften nicht stattfinden und die Technik für Aufnahme und Streaming besaßen wir noch nicht. Also organisierte der Kulturbereich des Felsenkellers im Sommer 2020 ein dreitägiges Open Air auf dem Schloßplatz der Stadt, um dem Publikum, so gut es ging, wenigstens etwas Kultur und den Künstler*innen Auftrittsmöglichkeiten zu bieten. Beide Seiten waren gleichermaßen begeistert und nahmen das Angebot dankbar an. Für Veranstaltungen im Herbst und Winter hatte der Kulturbereich eine ehemalige Kaufhausetage angemietet, sie entsprechend umgestaltet und eingerichtet. 4000 Quadratmeter boten reichlich Platz für sichere Veranstaltungen – so glaubten wir. Nachdem die Genehmigungsverfahren abgeschlossen, die Reinigung erledigt und alles fertig aufgebaut war, wurden Künstler*innen verpflichtet und Programme gedruckt, es sollte endlich losgehen. Zwei Stapel vorverkaufte Karten lagen bereit und es kam – ein neuer Lockdown und damit erneut die Notwendigkeit, alle Veranstaltungen zu verschieben. Bis auf einige wenige war das Publikum zum Glück im Großen und Ganzen verständnisvoll.

Es geht weiter!

Doch das 35-jährige Jubiläum des Zentrums sollte gefeiert werden!
Für die Monate Juli bis September  2021 organisierte der Kulturbereich deshalb 35 unterschiedlichste Kulturangebote, von Konstantin Wecker und Pippo Polina über Lisa Eckert und Jess Jochimsen bis hin zum Kindertheater und regionalen Künstlern. Alle Veranstaltungen fanden Open Air statt, glücklicherweise mit einem großen Zeltdach, sonst wäre in diesem Sommer viel ins Wasser gefallen. Aber der Besuch war insgesamt – selbst bei bekannteren Namen – eher verhalten. So sind wir gespannt, wie das Publikum in nächster Zeit Veranstaltungen annehmen wird, die wieder in den Innenräumen stattfinden.

Der Felsenkeller hat sich verändert und wird es weiter tun, durch den Generationenwechsel in der Leitung des Bildungsbereiches und, noch bevorstehend, in der Kultur, durch neue Strukturen und durch die Förderungen durch LAND INTAKT, NEUSTART KULTUR und NEUSTART Sofortprogramm. Ohne diese Mittel hätten wir all das nie stemmen können – bei aller Bereitschaft zu viel Eigenleistung.
So war diese Pandemie auch eine Chance und wir sind gespannt, was die Zukunft uns bringen wird.

 

Delisha Garmon hat eine Passion für Projektarbeit auf dem Land

Delisha Garmon ist in Berlin Neukölln aufgewachsen. Heute ist sie Kulturmanagerin in Seelow, Brandenburg, und hat sich dort ihre Stelle selbst geschaffen. Delisha hat mehrere Vereine gegründet, (viele!) Förderanträge geschrieben und bezeichnet sich als Mutmacherin und kreativen Kopf. Sie unterstützt mit ihren Erfahrungen Menschen, die selbst aktiv werden möchten. Die Fragen stellte Lina Lindenbacher.

Liebe Delisha, du hast Kulturmanagement studiert und bist ausgebildete Mediengestalterin. Mehrere Jahre warst du als Dozentin für Medienbildung tätig. Was hat dich vom Großstadtdschungel aufs Land geführt?

Ich bin in Berlin großgeworden und habe hier meine Ausbildung absolviert. Für das Projekt „POP TO GO – unterwegs im Leben“ habe ich Musikcamps für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche filmisch begleitet. Ich habe dadurch meine Passion für Projektarbeit auf dem Land entdeckt: Kinder und Jugendliche an die Hand zu nehmen, sie aufzuwecken für ihre eigenen Talente und dabei auch Diversität zu zeigen ist gerade in ländlichen Gegenden wichtig, wo es häufig wenig soziokulturelle Angebote gibt. In Seelow bieten sich sehr viele Möglichkeiten, kulturelles Leben mitzugestalten. Ich bin auch froh, hier einen Rückzugsort gefunden zu haben, der mir in Berlin manchmal fehlte.

In Seelow bist du für zwei Initiativen tätig und bist seit ihrer Gründung mit an Bord. Wofür stehen die Kulturinitiative Seelow und der Kulturjurten Werbig e.V.?

Mit der Kulturinitiative Seelow („Kulti“) füllen wir das Kulturhaus mit inhaltlichem Leben. Künstler*innen wurden in Seelow lange Zeit vorwiegend eingekauft, um hier Kultur anbieten zu können. Wir gestalten soziokulturelle Angebote mit Kindern und Jugendlichen und für sie und machen alles selbst. Der Schwerpunkt liegt bei Kulti auf der Popularmusik. Jeden Sommer gibt es außerdem ein dreiwöchiges Musical-Ferien-Camp für Kinder und Jugendliche. Die jungen Teilnehmer*innen wachsen dabei über sich hinaus und die Ergebnisse können sich sehen lassen, das macht uns jedes Mal stolz.
Über den Verein Kulturjurten Werbig entsteht ein Jurtendorf nach mongolischem Vorbild. Wir möchten damit einen ganz besonderen nachhaltigen Raum für Kulturworkshops kreieren, gleichzeitig aber auch Übernachtungsmöglichkeiten schaffen. Die Vereinsgründung und der Erwerb eines Grundstückes standen am Anfang und haben viel Einsatz und Eigenleistung gefordert. Ich bin in beiden Vereinen im Vorstand und für die Kulturinitiative Seelow als Projektleitung tätig.

Durch LAND INTAKT wurden im Jahr 2020 Maßnahmen zur Umgestaltung eurer Vereinsräume gefördert. Was heißt es, sehr kurzfristig und hauptsächlich in ehrenamtlicher Arbeit, ein solches Projekt zu stemmen?

Die Förderung kam zur richtigen Zeit, denn wir hatten gerade unsere Räume im Kulturhaus bezogen. Diese waren zweckmäßig und nicht gemütlich, wir wollten sie für kulturelle Workshops nutzbar machen, sodass sich auch die Kinder und Jugendlichen hier wohlfühlen. Mit meiner Kollegin Nicole Schwichtenberg bin ich fast anderthalb Wochen nicht mehr aus unseren Vereinsräumen herausgekommen. Wir haben vor Ort intensiv ergründet, was machbar ist und was zum Fördergegenstand von LAND INTAKT passt. Wichtig war uns in erster Linie die Erneuerung des Bodens, eine umfassende Renovierung und eine Küchenzeile. Alles musste fix gehen.
Eine große Herausforderung bestand darin, die Gewerke auf Termin zu organisieren. An unserem Tag der offenen Tür ging der letzte Handwerker hinten zur Tür raus und vorn kamen unsere ersten Gäste rein. Das war insgesamt ein sehr sportlicher Akt, aber es hat funktioniert und wir haben viel positives Feedback für den neuen Look der Räume und einen gelungenen Festakt an diesem Tag bekommen.

Was zeichnet für dich Soziokultur auf dem Land aus?

Ein tolles Beispiel ist unser offener Chor in Seelow und die Begegnungen, die dadurch entstehen. Menschen unterschiedlicher Herkünfte und Altersgruppen werden gemeinsam für eine Sache kreativ. Hier singt sowohl der Ex-Musicaldarsteller als auch der 13-jährige Schüler mit. Das ist klasse und genau für solche Angebote sollten auch noch mehr Räume auf dem Land geschaffen werden. Wenn man zusammenfindet und nicht jeder sein eigenes Ding macht, kann daraus etwas Wunderbares entstehen. Für mich bedeutet Soziokultur auf dem Land, gemeinsam aktiv zu werden für ein lebendiges Umfeld.
Persönlich möchte ich einen Beitrag leisten und Vereine begleiten. Gerade in der Vereinsgründungsphase stellen sich viele Fragen und man steht häufig ziemlich alleine da. Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, wie aufwendig und zäh sich die Suche nach passenden Förderungen gestalten kann. Und dann sind da noch die administrativen Herausforderungen. Man braucht definitiv Biss und man sollte sich vernetzen.

Welche Art der Unterstützung wünscht ihr euch als Verein? Und wie sollten Förderangebote gestrickt sein, damit sie euch nutzen?

Eine strukturelle Förderung würden wir uns sehr wünschen, insbesondere, um langfristiger planen zu können. Wir hangeln uns wie die meisten Akteur*innen von Projektförderung zu Projektförderung.
Wir hatten vor kurzem eine Aushilfe für Social Media, die vieles bewegt hat. Wir möchten solche Menschen gerne halten und sie bezahlen können. Förderungen, die Personalmittel einschließen, sind Gold wert. Dabei geht es aber auch darum, neue Jobs auf dem Land zu schaffen und eine Perspektive zu bieten.
Wir kooperieren mit zahlreichen Einrichtungen, darunter einigen Schulen. Auch für die Pflege und Aufrechterhaltung dieser Kooperationsbeziehungen ist die eigene Stabilität extrem wichtig, wir begrüßen überjährige Förderungen daher sehr. Die nächsten Förderanträge sind schon auf dem Weg.

Was ist dir mit Blick auf die Zukunft noch wichtig?

Kulturelles Leben auf dem Land entwickelt sich neu und verändert sich. Für mich gehört unbedingt auch Vielfalt und Diversität dazu. Gerade für eine Person of Color ist es aber nicht selbstverständlich, als Akteur*in aufzutreten und gleichzeitig auch auf dem Land zu leben. Vorurteile und unterschwelligen Rassismus gibt es immer wieder. Durch die enge Anbindung an Berlin und Kooperationen mit Künstler*innen ist unser Team in Seelow inzwischen divers aufgestellt. Das ist uns sehr wichtig und daran arbeiten wir weiter. Ich würde mir wünschen, dass zukünftig noch mehr Akteur*innen den Mut haben, aufs Land zu ziehen und sich dort für eine offene Gesellschaft einbringen.

Mehr Informationen gibt es auf der Webseite des Vereins sowie auf der Seite von Delisha Garmon.

Das Glasperlenspiel in Asperg e.V. ist eine Kleinkunstbühne mit eigener Amateurtheaterbühne. Der Name geht zurück auf den Roman „Das Glasperlenspiel“ von Hermann Hesse. Bildlich ist das Glasperlenspiel ein Spiel mit sämtlichen Inhalten der Kultur. Ihre Erscheinungsformen, wie Theater, Musik (von Jazz über Chanson bis hin zur Klassik), Kabarett oder gesprochenes Wort, sind demnach die Spielsteine des Vereins. Das Glasperlenspiel in Asperg e.V. ist ein Mehrspartenhaus. Dies macht auch die Faszination auf Mitglieder, Helfer*innen und Besucher*innen aus: Es wird für jeden Geschmack etwas angeboten – gemeinsam ist nur, dass es immer Hochkarätiges ist.

Theaterstühle im neuen Look – mit der Unterstützung von LAND INTAKT

„Wir sind dankbar, dass wir im Jahr 2020 eine Unterstützung durch LAND INTAKT erhalten haben“, berichtet das Vorstandsmitglied Thomas Roll. Mit den Fördermitteln konnten die in die Jahre gekommenen Theaterstühle neu gepolstert und bezogen werden. Aus Gründen der Nachhaltigkeit wurde auf den kompletten Austausch der Bestuhlung verzichtet. Die Stühle wurden während der pandemiebedingten Schließzeit von einer lokalen Firma aufgearbeitet. Im September und Oktober 2020 konnte die Bühne ihren Spielbetrieb wiederaufnehmen. Die Theaterstühle stießen dabei auf große Begeisterung beim Publikum, da sie durch ihre Farben bordeaux und braun nun eine gemütliche und warme Atmosphäre vermitteln. Die Bestuhlung wurde in der kurzen Spielzeit coronatauglich gestaltet und durch kleine Tische ergänzt. Bis Anfang November 2020 konnten Aufführungen stattfinden, danach musste das Theater pandemiebedingt erneut schließen. Für das Team in Asperg begann eine Zeit des Wartens, aber auch eine Phase der Entwicklung neuer Ideen.

„Wir sind zurück und bereit“

Mit den Lockerungen im öffentlichen Leben hat das Glasperlenspiel seit Mitte Juni seinen Kulturbetrieb mit Vorort-Veranstaltungen wieder aufgenommen. Seit Anfang Juni sind auch Proben im Amateurtheaterbereich wieder möglich. „Die Regisseur*innen und die Ensembles sind im Glück! So ist es nun tatsächlich möglich, die Premieren durchzuführen“, erklärt Thomas Roll.

Proben und Premieren im Glasperlenspiel

Die Regisseurin Margarete Volz stand im November 2020 bereits kurz vor der Premiere von „Arthur und Claire“, bevor der zweite Lockdown den Probenbetrieb für sieben Monate ausbremste. Bei dem Stück „Arthur und Claire“ von Stefan Vögel handelt es sich um eine coronataugliche Inszenierung mit kleinem Ensemble. „Wir freuen uns sehr, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können. Unsere Premierenvorstellung haben wir nachgeholt!“ so Margarete Volz.
Auch weitere Stücke sind in Vorbereitung.
Der Regisseur Dirk Deininger inszeniert die Tragikomödie „Karla und Charlotte“, welche im Oktober 2021 zur Premiere kommen soll: Er probt mit seinem Ensemble bereits seit März 2021 online über Zoom – seit Juni 2021 können die Proben im Theater stattfinden. „Die Online-Proben waren super, um sich in den Text einzuarbeiten. Wirkliche Theaterarbeit ist aber vor Ort immer besser“, erklärt Dirk Deininger.

Hoffnung…

Die Hoffnung ist groß, den Kulturbetrieb dauerhaft wieder aufnehmen zu können. Nun wieder verlässlich Kunst und Kultur schaffen und präsentieren zu können, ist dem Team in Asperg sehr wichtig. In diesem Sinne: Bühne frei für alle Veranstaltungen im Glasperlenspiel – bitte nehmen Sie Platz!

Hier geht es zur Webseite des Vereins.

Hans Hüller, Bürgermeister der Gemeinde Witzin, im Interview

Witzin – „ein Dorf zum Verweilen, ein Dorf zum Bleiben“, so empfängt das Ortsschild Gäste. Und das Motto wirkt. Seit Jahren verzeichnet die Gemeinde guten Zuwachs. Durch Erfindungsreichtum, unkonventionelle Ideen und ein vielfältiges Vereinsleben hat sich das Dorf einen Namen gemacht. Witzin war „Neulandgewinner“-Projekt, belegte den 3. Platz im Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ und wurde von der Ehrenamtsstiftung Mecklenburg-Vorpommern für den „Engagementpreis 2021“ vorgeschlagen. Im letzten Jahr hat Witzin eine Förderung durch LAND INTAKT erhalten.
Die Fragen stellte Lina Lindenbacher

Herr Hüller, seit 2014 sind Sie Bürgermeister von Witzin. Ihre Gemeinde zählt rund 460 Bewohner*innen und wächst stetig. Woran liegt das? Was zieht die Menschen nach Witzin?

Die Gemeindevertretung hat in den letzten sieben bis acht Jahren aktiv daran gearbeitet, die Lebensqualität durch das Einwerben von Fördergeldern und Investitionen in die Infrastruktur unseres Dorfes zu steigern. Kleinere wie größere Projekte wurden umgesetzt, wie der Ausbau des Kindergartens und der Umbau einer alten Skaterhalle zur modernen Multifunktionshalle. Auch öffentliche Plätze und der Ortskern wurden aufgewertet. Zum Beispiel wurden viele Sitzbänke angeschafft, interessante Spielplätze gebaut und der Festplatz erneuert. Durch die enge Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Kindergarten, der Kirche und der Freiwilligen Feuerwehr sowie den örtlichen Vereinen konnte eine Vielzahl von Veranstaltungen durchgeführt werden, die über die Gemeindegrenzen hinweg einen großen Bekanntheitsgrad erzielt haben. Diese Kombination hat dazu geführt, dass besonders junge Familien sich für den Standort Witzin interessieren, leerstehende Häuser übernehmen und renovieren. Das belebt unseren Ort maßgeblich.

Welche Bedeutung hat die Kultur in Ihrer Gemeinde?

Kultur wird bei uns sehr groß geschrieben. Denn nur durch eine gelebte Kultur ist ein gemeinschaftliches Zusammenleben überhaupt möglich. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht streiten darf, wenn Meinungen durch Alter, Bildung, persönliches Umfeld unterschiedlich sind. Kultur bringt alle Menschen zusammen, sei es beim gemeinsamen Tanzen, auf dem Fest beim Bierchen oder beim Sport. Diese wertvollen persönlichen Begegnungen gehen uns manchmal in der digitalen Welt verloren.

Wir hatten letztes Jahr die große Freude, Sie in Witzin persönlich zu treffen. Da haben Sie uns mitgenommen, uns Orte und Menschen vorgestellt. Wir waren begeistert, wie engagiert und vielfältig sich die Bewohner*innen einbringen. Ist gesellschaftliches Engagement ansteckend?

Ansteckend möchte ich nicht sagen. Denn die Entscheidung, ein Ehrenamt zu übernehmen, muss ja von innen kommen und jeder wächst da mit seinen Aufgaben. Bei uns im Dorf gibt es zwei große Mottos: „Alles kann, nichts muss!“ und „Deine Idee, du setzt den Hut auf und wir unterstützen dich“. Wenn junge Familien nach Witzin ziehen, werden sie von den Anwohnern zunächst in Ruhe gelassen. Die müssen erst mal ankommen, sich um ihr Zuhause und die Kinder kümmern. Es kommt aber die Zeit, wo die Familien das erste Mal ein Dorffest, eine Weihnachtfeier oder ein Drachenfest besuchen. Und hier beginnen häufig die ersten gemeinsamen Schritte, je nach Interesse.

Ihre Gemeinde war „Neulandgewinner“-Projekt und ist seit April 2020 Netzwerkstandort.Das Dorf ist damit einer von vier Orten im östlichen Deutschland, die Erfahrungs- und Wissensaustausch und bürgerschaftliches Engagement organisieren. Wie kam es dazu?

Aus dem Förderprojekt der Robert-Bosch-Stiftung hat sich im Laufe der Jahre der Verein Neulandgewinnen e.V. entwickelt, in dem wir aktiv sind. Die Gemeinde Witzin hat durch den Erfahrungsaustausch auch selbst sehr profitiert. Wir möchten nun Menschen in der Breite vor Ort ansprechen, die neue Wege gehen wollen. Der Verein hat regionale Knoten gegründet, um bei der Umsetzung dieser Ideen zu unterstützen. Für die Zukunft planen wir Lernreisen für wissensdurstige Menschen, die selbst Projekte verwirklichen möchten. Wir stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite.

2020 wurde die alte Skaterhalle im Dorf zu einer modernen, barrierefreien Multifunktionshalle umgebaut. Mit Mitteln aus LAND INTAKT wurde die Ausstattung (unter anderem Präsentationstechnik, Mobiliar, Gastronomieausstattung) finanziert. Welche Bilanz ziehen Sie?

Zwei Tage nach der Übergabe des Zuwendungsvertrages musste die noch leere Halle aus gegebenem Anlass vorübergehend geschlossen werden. Aber! Mit jedem Tisch, Stuhl, Schrank, Geschirr, mit Kinoleinwand und Theatervorhang kam Leben in die Räume. Immer mehr Menschen zeigten Interesse daran, einen Blick zu erhaschen und machten sich ihre eigenen Gedanken für die Nutzung. Deshalb sind die Räumlichkeiten trotz Corona fast komplett von Vereinen und Institutionen ausgebucht und auch von privater Seite liegen bereits Voranmeldungen vor. Meine persönliche Bilanz ist, dass die Halle in den nächsten Jahren vielen Menschen viel Freude bereiten wird und wir das Miteinander in Witzin noch weiter stärken können.

Kultur ist in den Ländern, mit Ausnahme von Sachsen, eine freiwillige Aufgabe. Kommunen stehen häufig vor der Situation, dass kaum Gelder zur Verfügung stehen. Wie sichern Sie kulturelle Angebote in Witzin?

Wie viele kleine Gemeinden in den ostdeutschen Bundesländern hat auch die Gemeinde Witzin nur einen begrenzten Verfügungsrahmen, um seine freiwilligen Ausgaben für kulturelle Zwecke abzudecken. Um auch größere Veranstaltungen oder Projekte umzusetzen, arbeiten wir mit allen Vereinen, Institutionen und lokalen Betrieben zusammen. Durch diesen Austausch finden wir immer gute Lösungen, um gemeinsam mit den lokalen Fachkräften, also den Handwerker*innen, Musiker*innen, Künstler*innen und den vielen Ehrenamtlichen, günstig Projektideen umzusetzen. Externe Unterstützung benötigen wir deshalb nur selten.

In Witzin ist ja schon viel im Gange. Wo sehen Sie das Dorf in Zukunft und welche Unterstützung wünschen Sie sich dafür?

Aktuell arbeiten wir daran, die Einwohnerzahl wieder auf 500 zu erhöhen, um dadurch die Gemeinde langfristig zu stabilisieren. Mit etwas Glück sollten wir dieses Ziel bis zum Jahr 2022 erreichen, wenn der Zuzug von jungen Familien weiter so anhält. Parallel arbeiten wir daran, dass die Gemeinde Witzin ein Bio-Energie-Dorf wird, um auch unseren Kindern ein lebenswertes Fleckchen Erde zu hinterlassen. Erste Schritte sind erfolgt, indem fast 80 Prozent aller landwirtschaftlich genutzten Flächen um Witzin herum nur noch ökologisch bearbeitet werden. Wir hoffen, dass uns dies mit der Unterstützung von Land und Bund in den kommenden Jahren gelingt. Hilfreich wären dafür eine Entbürokratisierung und die Bereitstellung von interessanten Fördermöglichkeiten.

Dieser Beitrag von Lina Lindenbacher (Projektkoordination LAND INTAKT) und Claudia Ballschuh (Projektleitung LAND INTAKT) ist erschienen in der SOZIOkultur-Ausgabe 02-2021, „Kommune“.

Ein Beitrag von Lina Lindenbacher und Alina Wander.

WaWiTo steht für Wald, Wiese und den Fluss Tollense und beschreibt eine idyllische Landschaft inmitten in der Natur. Mit dem Ziel, die Bildung und den Zusammenhalt der Menschen in der Region zu stärken, hat der Verein Natürlich Lernen am Tollensetal e.V. ein ehemaliges Schullandheimgelände der Gemeinde Golchen gepachtet. 2015 entstand der Verein aus einer Elterninitiative. 2019 eröffnete er einen eigenen Waldkindergarten im kleinen Ort Tückhude.

„Die Idylle der Landschaft steht dem Alltag mit schwacher Infrastruktur, industrieller Landwirtschaft, geringen Bildungsangeboten und einem politischen Rechtsruck entgegen. Mit künstlerischen Angeboten fördern wir hier ein zukunftsfähiges soziales, kreatives Miteinander“, erklärt Alina Wander (Vorstand). Mehr als 30 Akteure, darunter u.a. Künstler*innen, Pädagog*innen, Wissenschaftler*innen, Handwerker*innen, und vor allem Ehrenamtliche wirken in Tückhude.
Das ganze Jahr finden künstlerisch-kreative Angebote statt, die meisten sind niedrigschwellig und kostenfrei. Zahlreiche Familien, Kinder und Jugendliche, auch aus sozial benachteiligten Verhältnissen, profitieren vom abwechslungsreichen Programm. WaWiTo definiert sich als kreativer und nachhaltiger Ort für Alle.

Entstehung des Ideenraums – eine bleibende Investition, gefördert durch LAND INTAKT

„Mit unserem Ideenraum bekommen unsere Ideen einen eigenen Raum!“, freut sich Alina Wander. Ein alter Holzbungalow auf dem Vereinsgelände wurde mit Fördermitteln aus LAND INTAKT umgebaut. Bei der Umsetzung spielte der Aspekt lokal & nachhaltig eine wesentliche Rolle. Die ausführende Baufirma und die Baumaterialien stammen aus der Region, das Lärchenholz wurde gezielt aus heimischen Wäldern bezogen.

„Ich nehme wahr, dass viele Kinder und vor allem Jugendliche häufig wenig Vertrauen in sich haben, überfordert sind oder wenig Kreativität haben. Auch auf dem Land verbringen sie immer mehr Zeit in geschlossenen Räumen (Schule, Kita, Einrichtungen) und ihre Themen können nicht sichtbar werden. Durch Teilhabe und Empowerment ist nun ein eigener Raum geschaffen worden, in welchem die Kinder und Jugendlichen sich ermächtigt fühlen, Prozesse aktiv mitzugestalten und kreativ zu sein“, berichtet Alina Wander.

Nun kann der Verein mit dem neuen Raum und den vielen Ideen Zukunft planen. Weitere positive Effekte stellen sich ein: Die Beteiligung einzelner Akteure an der Gestaltung des Lebensumfeldes wird gestärkt und die Vernetzung mit anderen kulturellen Bildungsinitiativen gefördert. Durch die entstehenden Projekte im Ideenraum werden mehr als 50 Kinder und Jugendliche angesprochen. Schulen und weitere Kindergärten besuchen die hier entstehenden Angebote. Das eigene Lebensumfeld mitgestalten, motiviert viele Kinder und Jugendliche, auch weiter in Tückhude aktiv zu sein. Der Ideenraum steht damit für ein Weiterbestehen der kulturellen Projekte und ein Wachsen und Entfalten des bürgerschaftlichen Engagements im Tollensetal.

Weiterentwicklung, Kreativität und Schaffensfreude und was bringt die Zukunft?

Aktiv werden, selber gestalten und dort Strukturen entwickeln, wo es zuvor keine gab – das verbindet die Akteure in Tückhude. Vieles ist schon geschafft und doch gibt es noch viel zu tun. Die Freude am Planen und Ideenschmieden ist groß.
Ein starkes und aktives Netzwerk mit den umliegenden Gemeinden und Initiativen stützt die Arbeit, da sich viele kleine Initiativen zu einem großen Netzwerk verbinden.
Derzeit wird der Ort als Neulandgewinner-Projekt (gefördert durch die Robert Bosch Stiftung) weiter konzipiert und aufgebaut.

Für 2021 stehen neben Festen und Begegnungsaktionen diverse Projekte in den Startlöchern. Unter anderem sind im „KunstKlub“ junge Menschen aufgerufen, Kunst zu machen. So, wie sie wollen und womit sie wollen. Im Projekt „KunstHänger“ wird ein alter Haushaltswaren-Marktanhänger behutsam zur mobilen Kunstwerkstatt umfunktioniert. Mit „HiergeLANDet!“ entsteht außerdem eine Audioreihe über Menschen, die das Leben in der Region aktiv mitgestalten.

Alina Wander verfolgt mit ihren Mitstreiter*innen allerdings noch ein größeres Ziel: „In Zukunft wollen wir das Gelände kaufen und das alte Schullandheim ökologisch sanieren, um noch mehr Möglichkeiten und Räume für Begegnung, Bildung und Kultur zu schaffen, vor allem auch in den Wintermonaten“.

Hier geht es zur Website des Vereins: www.wawito.de